Als ich morgens um 10 Uhr mit dem Fahrrad vom Stadion her zum Bahnhof Urawa-Misono fuhr, kamen mir bereits die ersten Fans des Heimteams entgegen. Anpfiff war um 17 Uhr. Es hat alles nichts genützt. Heute morgen wurde mir erzählt, sie hätten gegen Iwata 0:3 verloren. Und danach soll es zu Schlägereien gekommen sein. Die Supporter sollen auf die Spieler losgegangen sein.
Energiegeladene Leute traf ich auch im Improworkshop. Die Teilnehmer waren Leute zwischen 25 und 35. Beamte, Informatiker, Verkäufer... Sie hatte sich den Tag frei genommen und genossen es sichtlich, den Arbeitsstress vergessen zu können. Kayou hatte den Workshop gewissenhaft vorbereitet. Nach jedem Spiel bedankte man sich bei den Mitspielern und verbeugt sich dazu auch. Der Fokus lag eher auf den Inhalten als auf den Methoden. Dies hatte ich nicht unbedingt erwartet, da ja in Japan der Art und Weise, wie etwas gemacht wird, meist sehr ernst genommen wird. Die Leute waren einfach da, um Spass zu haben. Sie wollten lachen und waren froh, für einmal nicht so viele Regeln beachten zu müssen. Bei Improjapan haben sie einen Ort gefunden, wo sie ausnahmsweise mal aus der Rolle fallen dürfen. Was sonst im Theater nicht unbedingt gewünscht ist, scheint mir hier - zumal im Trainingssetting - ein sinnvoller Regelverstoss.
Ich hatte vor einigen Tagen bereits eine Theatervorstellung des Tokyo Festival besucht. Kein Improtheater, sondern in diesem Sinne klassisch. Die Schauspieler und die Inszenierung hatten mich beeindruckt. Aber bleibender war der Eindruck, den der Schlussapplaus bei mir hinterlassen hat: ein knappes, höfliches Klatschen. Niemand klatscht zu laut, niemand ruft gar irgend etwas. Die Schauspieler haben Glück, wenn noch geklatscht wird, solange sie noch auf der Bühne sind. Dies kam mir wieder in den Sinn als ich die Impro-Show sah. Nach jeder Szene wurde es nämlich zunächst dunkel, es ertönten ein paar Takte Musik, dann wurde es hell, die Schauspieler verbeugten sich und das Publikum klatschte. Jedes Mal wurde also zwischen dem Schluss der Szene und dem Applaus eine Pause eingeschaltet. Wer in Versuchung geraten wäre, seiner Begeisterung spontan Ausdruck zu verleihen, vom Stuhl aufzuspringen, laut zu klatschen oder gar zu Kreischen, bekam 5 Sekunden Zeit, sich eines Besseren zu besinnen.
Dennoch, es war ein toller Abend. Und später, im chinesischen Restaurant, wurde es sogar noch richtig laut.
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